Selbst in der wissenschaftlichen Literatur wird die Rote Hilfe Deutschland (RHD) immer wieder mit der Internationalen Arbeiterhilfe (IAH) verwechselt. Die IAH wurde 1921 von Willi Münzenberg im Rahmen einer Kampagne gegen eine Hungersnot in Sowjetrussland ins Leben gerufen. Sie verstand sich als eine proletarische Selbsthilfeorganisation, die überall dort einzugreifen versucht, „wo die Gefahr besteht, dass eine proletarische Massennot zur Verschlechterung der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse der Arbeiter ausgenützt wird.“ Dies konnte die Folge einer Naturkatastrophe wie im Falle der russischen Missernte sein aber auch einer wirtschaftlichen Krise im Kapitalismus oder bewusster Politik der herrschenden Klassen. Demgegenüber war es die Aufgabe der Roten Hilfe, den Opfern von politischer Repression und Klassenjustiz beizustehen.

Der geniale Kopf der IAH, Willi Münzenberg, setzte auf neue Formen der Agitation und Propaganda, die später auch von der Roten Hilfe übernommen wurden. So war die IAH die erste proletarische Massenorganisation, die systematisch die Macht des Bildes in Form von Filmen, Lichtbildvorträgen, Ausstellungen und illustrierten Zeitungen – allen voran der Arbeiter-Illustrierten-Zeitung AIZ – einsetzte. Ein großer Teil der von Münzenberg für die Russlandhilfe und die IAH gewonnenen Persönlichkeiten, darunter Wissenschaftler und Künstler, gehören bald auch zum Unterstützerkreis der Roten Hilfe.

Um eine schädliche Konkurrenz im Kampf um die knappen Arbeitergroschen zu verhindern, wiesen Wilhelm Pieck im Namen der Roten Hilfe und Willi Münzenberg im Namen der IAH im Januar 1925 in einem Rundschreiben ausdrücklich auf die Notwendigkeit eines „freundschaftlichen Verhältnisses“ hin. Um Differenzen zu vermeiden, sollten bevollmächtigte Vertreter von RHD und IAH in die Vorstände der jeweils anderen Organisation entstand werden. Reibungen über Spendensammlungen etwa vor Weihnachten konnten so nicht ganz ausgeräumt werden. Doch vor dem Hintergrund militanter Arbeiterkämpfe während der Weltwirtschaftskrise kam es zu einer Annäherung beider Organisationen, wie Münzenberg ausführte. „In solchen Massenkämpfen ergibt sich dann fast automatisch die gemeinsame Arbeit der Internationalen Roten Hilfe und der Internationalen Arbeiterhilfe an dem gleichen Frontabschnitt. Während die Internationale Arbeiterhilfe für die Streikenden und ihre Familien zur Stärkung des Kampfeswillen der Streikenden sammelt und Hilfe leistet, organisiert die Internationale Rote Hilfe die Hilfe für die Opfer dieser Wirtschaftskämpfe.“

Nachdem das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale 1935 die Auflösung der nunmehr in Moskau ansässigen IAH verfügte, wurden deren Sektionen mit der Internationalen Roten Hilfe zusammengeschlossen.

Nick Brauns

 

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